Wie alles begann...
Provokation als Strategie. von Hannes Gamillscheg
Der Artikel zeigt, wie sich
Jyllands-Posten nach anfänglich ausbleibender Reaktion eifrig um Aufruhr bemüht... (Frankfurter Rundschau 27.10.2005)
Wie man sich selbst bestätigt...
Nicht provozieren lassen von Ulf Porschardt
Ein aufschlussreiches Beispiel für die ProMarkt-Attitüde ("Wir sind die
Guten!"), die zur Zeit viele Feuilletons, vor allem konservativer Provenienz, bestimmt. Der Autor stellt der - nach dem pars pro
toto-Prinzip festgestellten - Primitivität der islamisch geprägten Gesellschaften die glanzvolle Größe der westlichen Kultur entgegen, die er in einen wahrhaft atemberaubenden Bogen von der
griechischen Philosophie zu Kanzlerin Merkel spannt. Wie man angesichts der gegenwärtigen Hysterie, die die Muselmanen schon vor den Toren Europas wähnt, um die Meinungsfreiheit zu
vernichten, von westlicher Affektfreiheit sprechen kann, bleibt jedoch sein Geheimnis. (Welt 7.2.2006)
Wie die Kulturkampf-Brille Unterschiede übersieht...
Die Freiheit der Anderen von Hilal Sezgin
“Die Verve, mit der sich deutsche Zeitungen, insbesondere Feuilletons, auf den Karikaturen-Streit und seine Folgen im Nahen
Osten und Südasien stürzen, steht in überhaupt keinem Verhältnis zu der mäßigen Empörung, mit der die Muslime Westeuropas auf die Karikaturen reagiert haben.” (taz 8.2.2006)
Wie man es nicht machen soll...
Haßbilder und Massenhysterie Die Genese eines Skandals, bei dem beide Seiten versagt haben von Navid Kermani
Die Muslime “hätten den aktuellen Konflikt ganz in ihrem Sinne für sich
entscheiden können und nebenbei aller Welt die lächerliche Prinzipienlosigkeit des dänischen Ministerpräsidenten vorführen
können, der beim ersten nicht verkauften Feta-Käse bereit war, seine Verachtung für die Muslime beiseite zu schieben und ‘bitte bitte Dialog’ zu winseln.” (Süddeutsche 8.2.2006)
Wie eine rechtslastige Zeitung für die Meinungsfreiheit kämpft...
Faules Urteilsvermögen im Staate Dänemark
von Jytte Klausen (dänische Politikwissenschaftlerin)
“Das alles wäre ganz unproblematisch gewesen, wenn die Zeitung
eine lange Tradition der Verteidigung furchtloser künstlerischer Freiheit hätte. Aber drei Jahre zuvor lehnte "Jyllands-Posten"
Jesus-Karikaturen ab. Die damalige Begründung: Sie würden die Leser beleidigen.” (Spiegel Online 10.2.2006)
Wie man es besser nennen sollte...
Kein Kampf der Kulturen, sondern zweier Un-Kulturen Interview mit Günter Grass
“Es handelt sich hier um eine bewußte und geplante Provokation einer rechten dänischen Zeitung.” (Welt 10.2.2006)
Wie man die realen Konflikte verdeckt...
Keine falschen Gegensätze aufbauen!
von Silvia Horsch
“Der Karikaturenstreit wird als Konflikt der Werte diskutiert: Meinungs- und Pressefreiheit auf der einen Seite gegen den Schutz
religiöser Gefühle auf der anderen. Das eine scheint nicht zu haben zu sein, ohne das andere zu verletzen.” (zugleich Stellungnahme des Deutschsprachigen Muslimkreises Berlin e.V., www.dmk-berlin.de 12.2.2006)
Wie ein Christ darüber denkt...
Das Fass läuft über
von Burkhardt Müller
“Die dänischen Karikaturen waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Und dieses Fass ist voll mit Demütigungen
und Verletzungen der islamischen Welt durch die christliche, die westliche Welt während vieler Jahrhunderte.” (ARD 12.2.2006)
Wie wir vielleicht wieder rauskommen...
Kein Kampf der Kulturen Die vernünftigen Stimmen sollten an Bedeutung gewinnen von Tariq Ramadan
"Wir stehen am Scheideweg. Es wird höchste Zeit, daß die Frauen
und Männer, die die falschen Unterscheidungen beider Welten ablehnen, Brücken gemeinsamer Werte bauen. Dabei müssen sie die unverbrüchliche Freiheit der Rede behaupten und zugleich einen Sinn
für ihren maßvollen Einsatz entwickeln helfen." (Welt 6.2.2006)
Chronik des Konflikts:
30. September 2005: Die Zeitung Jyllands-Posten bringt zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed.
19. Oktober : Elf Botschafter islamischer Staaten bitten Premier Rasmussen um ein Treffen, dieser lehnt ab.
November/Dezember: Delegation dänischer Moslems reist durch
arabische Staaten und fordert zu Protesten auf.
29. Dezember: Außenminister der Arabischen Liga kritisieren Dänemark.
26. Januar 2006: Boykott dänischer Waren in Saudi-Arabien. Abzug des saudischen Botschafters aus Kopenhagen.
29. Januar: Libyen schließt Botschaft, Proteste überall im Nahen
Osten. Dänisches Außenministerium mahnt bei Reisen in arabische Länder zu Vorsicht.
30. Januar: Warenboykott umfasst alle arabischen Staaten.
1. Februar: Boykott weitet sich auf islamische Länder in Fernost aus.
(FR 2.2.2006)
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